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Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus im Bundestag.

© Kay Nietfeld/dpa

Neues Präsidium macht Hoffnung: Kommt endlich das Bundestagsgedenken für queere NS-Opfer?

Bei den jährlichen Gedenkveranstaltungen des Bundestages blieben die Oper, die sexuellen und geschlechtlichen Minderheiten angehörten, bisher unerwähnt. Jetzt kommt Bewegung in die Sache.

Am 27. Januar 1945 wurden die Gefangenen von Auschwitz von der Roten Armee befreit. In Deutschland wird deshalb seit 1996 jährlich am 27. Januar der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Der Bundestag begeht diesen Tag mit einem offiziellen Gedenkakt.

Doch obwohl die Nazis auch unzählige Menschen wegen ihrer sexuellen oder geschlechtlichen Identität in Konzentrationslagern interniert und ermordet haben, hat der Bundestag es bisher versäumt, den Gedenktag auch dieser Opfergruppen zu widmen. Der Historiker Lutz van Dijk setzt sich seit 2018 und jetzt auch gemeinsam mit dem Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) dafür ein, dass sich das ändert. 

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas signalisiert Offenheit für Änderung

„Solidarität und Einfühlung in unterschiedliche Opfergruppen ist nur möglich, wenn wir durch konkrete Menschenschicksale voneinander wissen”, sagt der Deutsch-Niederländer. Gescheitert sei das Vorhaben stets am ehemaligen Bundestagspräsidenten Wolfgang Schäuble, so van Dijk. Auch eine von dem Historiker gestartete Petition, die von 170 Personen aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Opferverbänden unterschrieben worden war, überzeugte den CDU-Politiker nicht.

Nun könnte allerdings ein Zeitenwechsel bevorstehen. Lutz van Dijk sowie Henny Engels vom Bundesvorstand des LSVD haben sich in einem gemeinsamen Schreiben an die neue Bundestagspräsidentin Bärbel Bas mit der Forderung gewandt, den Gedenkakt den queeren Opfern des Nationalsozialismus zu widmen. 

[Dieser Text ist eine Leseprobe aus dem monatlichen Queerspiegel-Newsletter des Tagesspiegel - hier geht es zur Anmeldung.]

In einem Antwortschreiben signalisierte die SPD-Politikerin, dass das Bundestagspräsidium sich mit der Ausgestaltung der Gedenkstunde 2023 befassen wird und „hierbei insbesondere den Vorschlag einbezieht, die als Homosexuelle im Nationalsozialismus verfolgten und ermordeten Menschen in den Mittelpunkt der Gedenkstunde zu stellen.”

Von geschlechtlichen Minderheiten ist in dem Antwortschreiben zwar noch keine Rede. Aber van Dijk sagt: „Wir suchen derzeit das Gespräch mit Frau Bas und ihrem Präsidium, um deutlich zu machen, warum bisher wenig bekannt ist über die Form und das Ausmaß der Diskriminierung, Verfolgung und zum Teil auch Ermordung anderer sexueller und geschlechtlicher Minderheiten. Umso wichtiger ist es, dies nicht weiter zu ignorieren.

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